«Leidhelgeli»: Quellen zum Totengedenken


Leidhelgeli, Leidbild, Leidbildchen, Totenbild, Sterbebild und Sterbezettel, Trauerbild und Trauerzettel, Leichenzettel, Grabzettel, Partezettel: Die Namen für die Bildchen, die als Andenken an Verstorbene verteilt werden, variieren je nach Region. Im Kanton Luzern ist der Begriff  «Leidhelgeli» gebräuchlich (vom Begriff «Helg» für einen Heiligen oder ein kleines Heiligenbildchen, siehe Luzerner Zeitung 3.1.2019 und 21.9.2019, und die unten angeführten Erklärungen).

Leidhelgeli werden zum Anlass des Begräbnisses an die anwesenden Trauergäste verteilt oder später der Danksagung beigelegt und per Post verschickt. Es handelt sich um ein- bis vierseitig im Papierformat DIN-A-7 gedruckte Zettel. Bei mehrseitigen Leidhelgeli wird auf der ersten Seite häufig ein Heiligenbild oder auch ein Bild des Verstorbenen abgedruckt, mit den Lebensdaten und manchmal einigen biographische Angaben. Dazu kommt ein Text aus der Bibel, ein Gebet, manchmal auch ein Hinweis auf einen Ablass.

Vorläufer der uns bekannten Leidhelgeli finden sich bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in den Niederlanden, seit dem späten 18. Jahrhundert auch in Deutschland. Das früheste Exemplar in der Schweiz stammt aus dem Jahr 1851.

Die Zettel lagen im (eigenen) Messbuch und dienten der Fürbitte. Heute dienen sie mehr dem Andenken an Verstorbene aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis. Obwohl in grossen Mengen gedruckt, ist ihre Überlieferung eher zufällig: Die Leidhelgeli verschwinden nach Gebrauch in irgendeiner Schublade oder Kartonschachtel. Nach Jahren werden sie dann weggeworfen. In den öffentlichen Archiven findet man sie meistens nur als Einzelstücke in Nachlässen. Im Portrait Archiv können diese Informationen zusammengeführt und der Öffentlichkeit und Forschung zur Verfügung gestellt werden.

   

Zu vielen Personen sind die Leidhelgeli häufig die einzige Bildquelle. Da sie (im Gegensatz zu anderen Familienfotos) meistens beschriftet sind, lassen sich die abgebildeten Personen eher identifizieren.

Sammlungen

Das Portrait Archiv ist nur ein Projekt unter vielen:

Ähnliche Projekte mit Bildern

  • Die Sammlung digitalisierter Leidbilder  im Staatsarchiv Schwyz (Sammlung der Leidbilder von Verstorbenen aus dem oder mit starkem Bezug zum Kanton Schwyz, über 21'000 Bilder, Stand 2020).
  • Viele Tageszeitungen veröffentlichen die bei ihnen erschienen Todesanzeigen (z.B. das Trauerportal der Luzerner Zeitung) oder betreiben spezialisierte Portale wie das Ostschweizer Trauerportal, Todesanzeigenportal, Gedenkzeit etc.
  • Der Artikel Totenzettel auf GenWiki umfasst eine umfangreiche Liste weiterer spezialisierter Datenbanken.
  • Auch in den internationalen genalogischen Datenbanken wie familysearch.org, ancestry.com, myheritage, geneanet etc. sind vergleichbare Sammlungen integriert.

Ähnliche Projekte ohne Bilder

  • Das Haus zum Dolder in Beromünster widmete seine Sonderausstellung 2011 «Zum frommen Andenken» seiner Sammlung von Leidbildern. Das alphabetische Verzeichnis zur Sammlung der 1'200 Leidhelgeli im Dolderhaus ist online verfügbar
  • Sammlung von Totenzetteln (online nur Namen und Lebensdaten;  mehrheitlich aus Deutschland)
  • Familienanzeigen in Tageszeitungen (Geburtsanzeigen und Geburtstagsjubiläen, Heiratsanzeigen und Ehejubiläen, Sterbeanzeigen, Verlobungsanzeigen, sonstige Anzeigen; mehrheitlich aus Deutschland)

Weiterführende Informationen: Online

Aus dem Bereich des Totengedenkens bieten sich weitere Quellen an, z.B.

Gedruckte Informationen

  • Zum frommen Andenken. Leidhelgeli / Sterbebildchen in der Sammlung Dr. Edmund Müller. Beromünster 2011 (=Kostbarkeiten aus dem Dolderhaus, Heft 12)
  • Christen, Matthias. Die letzten Bilder: Tod, Erinnerung und Fotografie in der Zentralschweiz. Baden 2010
  • [Bader, Hansjörg. Sterbebilder in Tirol: vom Gebetsaufruf zur Erinnerung. Diss. Innsbruck, St. Gertraudi 2016]

 

Abbildungen aus: Nachlass Josef Bütler im Staatsarchiv Luzern (Signatur PA 223), hier aus PA 223/9 und PA 223/11